Ja zu mehr Lebensqualität für Thalerinnen und Thaler
Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach einem anstrengenden Arbeitstag um halb sechs nach Hause, freuen sich auf die Familie und darauf, Ihren Hunger stillen zu können. Bevor Sie aber den lang ersehnten Schritt in Ihr Heim machen können, müssen Sie vor der Haustüre noch eine Viertelstunde warten. Jeden Tag. Manchmal sind es nur sieben Minuten, manchmal aber auch zwanzig. Und dies jeden Tag.
Stellen Sie sich vor, wie Sie sich da fühlen würden. So fühlen sich die Thaler Pendlerinnen und Pendler. Es geht bei der Verkehrsanbindung Thal um nichts anderes als die Lebensqualität unserer Bevölkerung. Ich habe bei diesem Thema immer die Worte eines Einwohners in den Ohren, der am Jurasüdfuss – weit weg vom ÖV-Anschluss – arbeitet und mir kurz und bündig sagt: «Es schiisst di eifach a!»
Nun gibt es in unserem Gedankenexperiment noch den Nachbarn, der nicht jeden Abend vor der Haustüre warten muss und sagt: «Ganz sicher geben wir nicht viel Geld aus, damit du früher rein kannst. Nun tu’ doch nicht so blöd wegen der paar Minuten!» Wie würden Sie diesen Nachbarn bezeichnen? Ich würde ihn gelinde als äusserst unsolidarisch titulieren.
Am 15. Dezember entscheidet der Kantonsrat über die Verkehrsanbindung Thal. Die Entscheidung im Kantonsrat ist nichts anderes als die Frage, ob man mit dem Thal solidarisch ist oder nicht. Wir haben die Entlastungsprojekte in Olten und Solothurn realisiert und solidarisch über eine Erhöhung der Motorfahrzeugsteuer finanziert. Nun geht es darum, dass man auch mit dem Thal solidarisch ist und Geld für die Verkehrsanbindung spricht – ohne Steuererhöhung, versteht sich.
Man hat Jahrzehnte geplant, Projekte verworfen und optimiert. Was jetzt vorliegt, ist ein Projekt, welches kosteneffizient den Stau in der Klus behebt. Trotz den widrigen Gegebenheiten im Engnis Klus, das Viadukte und Tunnel verlangt, liegt es pro Laufmeter im gleichen Kostenbereich wie die Umfahrungen in Olten und Solothurn und wesentlich tiefer als viele Bundesprojekte, die ich kenne. Auch der ÖV kommt wieder schneller ins Thal und der Langsamverkehr erhält sicheren Raum. Die Klus selber kann mit dem Projekt wegkommen vom Verkehrsmoloch und wieder zum lebendigen Frohburger-Städtchen werden.
Die Thaler Gemeinden stehen voll hinter dem Projekt und haben freiwillig zwei Millionen Franken gesprochen, um sich an der Finanzierung zu beteiligen. Ein einmaliger Vorgang in der Geschichte unseres Kantons! Und Sinnbild eines eindringlichen Aufrufs: Bitte seid auch ihr solidarisch mit uns!
Meinungsartikel von Stefan Müller-Altermatt, Co-Präsident unseres Komitees, in SZ/OT vom 11. Dezember 2020.